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Der Abend der Kammeltaler im Kaisersaal Wettenhausen wird zum Ohren- und Augenschmaus

Zwei konventionelle Chöre und ein „ein bisschen anderer Chor“ gestalteten am Samstag ein „etwas anderes“ Konzert. Denn nach dem Motto des Abends „Drei Chöre & Tanz“ gab es nicht nur einen musikalischen Ohrenschmaus, sondern durch das Tanzpaar Daniel Liermann und Julia Reichmann (TSG Bavaria Augsburg) auch eine perfekte und gefühlvoll die Chorstücke begleitende Tanzperformance für die Augen. Eines erreichten die Akteure gleichermaßen: Sie sangen und tanzten sich in die Herzen des Publikums im voll besetzten Kaisersaal.

Offensichtlich mussten die Zuhörer trotz der hohen Außentemperaturen erst innerlich warm werden. Denn bei den ersten beiden Vortragsblöcken durch den Gesangverein Kammeltaler Wettenhausen und den Sängerbund Steinheim wurden die Musiker für ihre Darbietungen zwar mit anerkennendem Applaus bedacht. Aus sich heraus mit Beifalls- und Bravorufen gingen die Gäste erst beim Auftritt des „ein bisschen anderen Chores“, wie ihn dessen Dirigentin Adele Bassermann von der Capella Vocale aus Hechendorf bei Andechs bezeichnete.

Die lautstark zum Ausdruck gebrachte Begeisterung ließ nicht mehr nach und keiner der Chöre verschloss sich bei ihren Schlussauftritten den Zugaberufen. Für den Gesangverein aus Wettenhausen war es gleichzeitig das Jahreskonzert, und bei diesem ist es Tradition, wie Vorsitzender Michael Hornung in seinem Grußwort heraushob, befreundete Chöre mit ins Boot zu holen. Die bei jedem Chor etwas anders gefärbte Liedauswahl sowie die jedem eigene Vortragsdynamik und Klangfarbe garantierten ein vergnügliches und abwechslungsreiches Programm.

Mit dem heiteren „Sänger-Blues“ hießen die Gastgeber aus Wettenhausen Publikum und Mitstreiter frisch und fröhlich willkommen. Bei der Liedauswahl hielt sich Dirigent Wolfgang Stainer eng an das Thema Tanz. Zum langsamen Walzer „Ich tanze mit dir in den Himmel hinein“ und zum Tango „Tanze mit mir in den Morgen“ schwebte das Tanzpaar graziös und ausdrucksstark an die Seite der Sänger, von den Tenören und Bässen forsch aufgefordert: „Darf ich bitten zum Tanze um Mitternacht!“ Danach malte der Chor klar artikulierend einen wunderschönen Strauß mit „Tulpen aus Amsterdam“ und wiegte sich dazu im Walzertakt. Der Quickstep „Mit Musik geht alles besser, mit Musik geht alles leicht“ war eine Aufforderung, nicht lang zwischen Dur und Moll zu wählen, sondern aus ganzem Herzen zu singen, wie „einem der Schnabel gewachsen“ ist.

Wurden in diesem ersten Teil des Wettenhauser Repertoires Standardtänze vorgestellt, fanden sich in den Liedern des zweiten Teiles lateinische Tanzrhythmen, ausgezeichnet begleitet am Klavier von Johannes Fahrenschon und von Patricia Stainer mit Rhythmusinstrumenten. Los ging es mit der Samba „Amor, Amor, Amor“. Der sich anschließende Cha Cha Cha „Die Gitarre und das Meer“ begeisterte das Publikum zu Bravorufen. Die choralartige Rumba „Besame mucho“ verlangte dem Chor große Stimmdisziplin ab. Beifallsstürme ernteten Tanzpaar, Sänger und Dirigent Stainer als E-Gitarrist für den Jive „Ein bisschen Boogie muss sein“.

Die Männer mit roten Krawatten und die Frauen mit orangen Schals gab der Sängerbund Steinheim, am Klavier unterstützt von Volker Speidel, ein harmonisches Erscheinungsbild ab. Unter Leitung von Christa Welte präsentierten sie beschwingt, fein und gefühlvoll aufeinander abgestimmt gut artikulierend Tanzlieder wie „Zum Tanze da geht ein Mädel“, „Hopsa Schwabenliesel“, „Sur le pont d‘Avignon“, „Cielito Lindo“ und „Schuld war nur der Bossa Nova“. Im „Kriminal- Tango“ wurde das Unheimliche anschaulich herausgearbeitet und die Zuhörer mit dem Schuss überrascht und erschreckt. Viel Dynamik steckte im Zwiegespräch des Abschlusssongs „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“.

Was brachte nun das Publikum beim „ein bisschen anderen Chor“ ins Schwärmen. Mit „Lord of the dance“, Dream a little dream of me“, „Top of world“, „Sway“ oder „Dancing Queen“ brachten sie Titel zum Vortrag, die nicht zum üblichen Repertoire gehören und versprühten, von der Dirigentin am E-Piano sicher geführt, Energie und Freude. Sie gefielen durch volles und harmonisches Klangvolumen und kamen mit den vielen rhythmischen Finessen hervorragend zurecht. So wie ihre Vorträge avancierte der ganze Abend zu einer wunderbaren Werbung für die Chormusik.

Artikel aus der Günzburger Zeitung von Emil Neuhäusler

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